Diagnose: Defektes Motorsteuergerät

Zehn weitere Tage stand der CLS nun zur Fehlersuche in einer Werkstatt, die zwar an Mercedes-Benz angeschlossen aber nicht „autorisiert“ ist. Dass dies kein Kriterium für Kompetenz sein muss, habe ich schnell festgestellt.

Erinnern wir uns kurz an das Problem: Seitdem das Motorsteuergerät von der Reparatur zurück kam treten beim ersten Anhalten nach einem Kaltstart und abgeschlossener Aufwärmphase des Motors seltsame Drehzahlschwankungen auf, in deren Folge der Motor im Gasbetrieb sogar ausgeht. Erst verdunkelt sich kurz die Instrumententafel und die Bordspannung sinkt auf 12,5V (Soll 14V), dann treten die Drehzahlschwankungen auf. Es scheint, dass ein großer Verbraucher mächtig Strom zieht.

Um der Ursache dieses Problems auf die Spur zu kommen wurden nahezu alle Sensoren überprüft, elektrische Verbraucher unter die Lupe genommen und zuletzt wurde der CLS sogar „riemenlos“ bewegt. Dies bedeutet, dass die elektrischen Verbraucher an Bord keinen Strom bekommen, einzig der Motor wird über die Batterie versorgt. Auch hierbei trat das Phänomen auf. Damit bleibt eigentlich nur noch ein Schluß: Das Motorsteuergerät ist defekt. Reparieren lässt es sich mangels Fehlercode nicht – der Fehler tritt im Motorsteuergerät auf, kein externes Bauteil wird dadurch in Mitleidenschaft gezogen und entsprechend hat ein Reparateur keinerlei Anhaltspunkt für die Reparatur des Motorsteuergeräts. Außerdem kann ein Motorsteuergerät dummerweise nicht mal eben testweise durch ein anderes ersetzt werden, es muss auf das Fahrzeug codiert und programmiert werden, was auch mit Diebstahlsicherheit zu tun.

Ein neues Motorsteuergerät schlägt mit 1.400 Euro zu Buche und nachdem ich bereits mehr als 3.500 Euro in die Fehlersuche und -behebung investiert habe, würde dieser Betrag sehr schmerzen. Ich werde deshalb nun persönlich bei Daimler einen Kulanzantrag stellen. Es darf in meinen Augen nicht sein, dass mich der Defekt eines so zentralen Motor-Bauteils bei einem acht Jahren alten, scheckheftgepflegten Fahrzeug stolze 5.000 Euro kosten soll. Falls der Kulanzantrag abgelehnt wird werde ich eben doch Kunde bei Lexus. Aber noch gebe ich meinen Sternengleiter nicht auf.

Mangelhafte Gas-Umrüstung

Der CLS stand nun 10 Tage zur intensiven Fehlersuche in einer Werkstatt, die zwar kein „autorisierter Mercedes-Benz Partner“ ist, jedoch über große Sternen-Kompetenz verfügt. Die Werkstatt ist nicht auf Autogas-Fahrzeuge eingestellt, trotzdem wurden dort im Rahmen der Fehlersuche eine mangelhafte Ausführung der Gas-Umrüstung an meinem CLS festgestellt. Diese wurden dokumentiert, ich bedanke mich für die Bereitstellung des Bildmaterials.

1) Suboptimale Positionierung des Luftfilterkasten
Luftmassenmesser
Für den Gas-Umbau war es erforderlich, den Luftfilterkasten etwas höher zu legen damit die Gas-Einspritzventile darunter Platz finden. Die Positionierung des Luftfilterkastens ist suboptimal ausgeführt, sodass der Verbindungsschlauch zum darunter befindlichen Luftmassenmesser leicht abgeknickt war. Das sorgte für die erkennbare Undichtigkeit am Dichtring des Luftmassenmessers.

2) Anschlüsse der Gas-Einspritzventile
Anschlüsse der Gas-Einspritzventile
Im Bild zu sehen die elektrischen Anschlüsse der Gas-Einspritzventile im hinteren Bereich. Durch die suboptimale Positionierung des Luftfilterkastens drückt dieser von oben auf die Anschlüsse, was zum einen für die sichtbaren Quetschungen der Kabel sorgt. Zum anderen scheuert der Luftfilterkasten auf den Kabeln.

3) Ausführung des Kühlwasserschlauchs
Durchgescheuerter Kühlwasserschlauch
Gut im Bild zu erkennen: Ein Kühlwasserschlauch ist von Teilen des Motors durchgescheuert. Im Motorraum des Achtzylinders ist es eng, das darf bei einer Gas-Umrüstung aber keine Entschuldigung dafür sein, dass Teile des Motors direkt mit dem Schlauch in Verbindung kommen. Wenn sich dies nicht vermeiden lässt sollte dann zumindest ein Kühlwasserschlauch mit Stahlmantel verbaut werden, ein solcher kann der permenant auftretenden mechanischen Belastung besser standhalten kann.

In Hessen, wo ich ein gute Weile lebte, würde man derartiges vermutlich etwas salopp als „Knorz“ bezeichnen. Leider endete die zweijährige Gewährleistungsfrist für die Gas-Umrüstung im Mai 2014, laut einem ADAC-Vertragsanwalt ist der Umrüster damit komplett aus dem Schneider. Die oben geschilderten Mängel haben zwar wohl keinen ursächlichen Einfluss auf die Reparaturorgie der letzten Monate gehabt. Der Kühlwasserschlauch aber wird in absehbarer Zukunft komplett durchgescheuert sein, ich würde also mit einer entsprechenden Panne liegenbleiben. Und ich möchte auch nicht erleben, wenn die Kabelverbindungen der Gaseinspritzventile dann vom Luftfilterkasten durchgescheuert wurden und sie deshalb bei 130km/h auf der Autobahn ihren Dienst quitieren.

Ich kann eigentlich kaum fassen, dass obige Mängel nicht entdeckt, beseitigt oder mir zumindest angezeigt wurden obwohl sich das Fahrzeug vor Anfertigung dieser Aufnahmen rund zehn Wochen zur Fehlersuche und Reparatur in der Werkstatt befunden hat. Dafür alleine wurden Rechnungen über 3.000 Euro ausgestellt. Noch unfassbarer ist für mich der Umstand, dass im Rahmen dieser Werkstattaufenthalte nachweislich erst im Juni 2014 ein Assyst Serviceumfang F bei Schloz Wöllenstein durchgeführt wurde. Bei dieser Inspektion hat man den durchgescheuerten Kühlwasserschlauch offensichtlich „übersehen“. Vielleicht erwarte ich zuviel, aber wenn ich einen Mercedes-Benz zu einem autorisierten Mercedes-Benz Service zur Inspektion gebe, dann gehe ich davon aus, dass sich das Fahrzeug anschliessend in einem technisch einwandfreien, sicheren Zustand befindet und dass ich zumindest auf derartige Mängel hingewiesen werde, damit ich sie umgehend beheben lassen kann.

Zurück mit repariertem Motorsteuergerät

Nach dem der dritte Werkstattaufenthalt sich 32(!) Tage hinzog, erhielt ich gestern endlich den lang ersehnten Anruf der Werkstatt: Das Fahrzeug sei nun repariert und könne um 19:00 Uhr abgeholt werden.

Als Ursache der Probleme scheint sich eine Unterbrechung in einer Multilayer-Player des Benzin-Motorsteuergeräts bewahrheitet zu haben: Die Testfahrten nach der Reparatur des Motorsteuergeräts verliefen bislang reibungslos. Apropos Testfahrten – ich habe meinen CLS mit einem Kilometerstand von 119.370 in die Werkstatt gegeben und bekam ihn gestern mit 121.151 auf der Uhr zurück. Während des Werkstattaufenhaltes wurden demnach rund 2.000 Kilometern an Testfahrten absolviert!?

Nun obliegen die Testfahrten erstmal wieder mir und dieses Wochenende stehen auch tatsächlich gleich ein paar ordentliche Strecken an. Wenn dann alles reibungslos läuft, kommt wohl auch eine Rechnung für diese Reparatur. Darauf bin ich  schon sehr gespannt, denn wenn ich recht entsinne kam in den letzten zwei Monaten doch einiges zusammen:

– Assyst F
– 5 von 8 Benzin-Einspritzventilen erneuert
– Bezinpumpe samt Relais ausgetauscht
– Überprüfung der Gas-Anlage
– Abtrennen des Gas-Kreislaufs zur Fehlersuche
– Motorsteuergerät prüfen und reparieren (extern)
– Anschluss Gas-Kreislauf
– 2000km Testfahrten

Am meisten ärgere ich mich über den Umstand, dass mir im Juli 2013 eine Verlängerung der Junge-Sterne-Garantie mit Verweis auf den Gas-Umbau verwehrt wurde und ich deswegen nun wohl für Fehlersuche und -beseitung voll zur Kasse gebeten werden kann. Vor dem Umbau hätte man mich auf diese wichtige Konsequenz gerne hinweisen dürfen. Ein Verbraucherschutz-Experte des ADAC, den ich in telefonisch konsultiert habe, hat sich ohnehin verwundert darüber geäußert, dass eine Mercedes-Benz-Niederlassung die Gasumrüstung dieses Fahrzeugtyps als „völlig problemlos“ empfohlen hat – ihm seien in seiner 25-jährigen Laufbahn hinreichend ähnlich gelagerte Problemfälle untergekommen.

Nun bleibt aber erstmal zu hoffen, dass der CLS wieder einwandfrei läuft. Stay tuned.

Eine defekte Gas-Einspritzdüse?

Die Fehlersuche bei dem Kaltstartproblem ist gar nicht so einfach – zwar ging der Motor auch bei einem morgendlichen Kaltstart-Test der Werkstatt aus, jedoch liess sich das Problem danach nicht mehr reproduzieren. Das Ausgehen des Motors beim Anlassen tritt nur auf, wenn der Wagen wirklich kalt ist und mehrere Stunden (> 6h) gestanden hat. Die Werkstatt vermutet ein Problem an den Einspritzdüsen, folglich muss jetzt nur noch heraus gefunden werden ob es an den Benzin- oder den Gas-Einspritzdüsen liegt. Der Verdacht liegt auf dem Flüssiggas-System, denn auch nach dem Abstellen des Motors herrscht in den Gasleitungen und den Verdampfern noch ein Druck von 2,4 bar. Wenn nun eine Gas-Einspritzdüse undicht ist, entweicht LPG in den Zylinder. Am nächsten Morgen wäre dann beim Starten mit Benzin ein viel zu fettes Gemisch in der Brennkammer was dazu führen könnte, dass der Motor beim ersten Starten absäuft.

Entsprechend habe ich den CLS am gestrigen Freitag wieder aus der Werkstatt abgeholt um über Weihnachten noch einige Experimente dazu durchzuführen. Mein Auftrag lautet das Fahrzeug in den nächsten Tagen ausschließlich mit Super-Benzin zu betreiben, die Gasanlage wurde dazu druckfrei gemacht. Wenn der Motor nun morgens wieder ausgehen sollte, muss das Problem von den Benzineinspritzdüsen verursacht werden. So habe ich den CLS also gestern abend im Benzinbetrieb nach Hause gefahren, im Carport abgestellt und soeben nach 16 Stunden Standzeit den Motor gestartet. Der Motor blieb tatsächlich an, lief einwandfrei hoch und pendelte sich langsam ein. Offensichtlich kommt das Kaltstartproblem also von einer undichten bzw. nicht einwandfrei schliessenden Einspritzdüse der Prins-Gasanlage. Bei diesem Defekt würde die Garantie greifen.

Ein extrem fader Beigeschmack bleibt dennoch: Obwohl man bei Mercedes-Benz in Chemnitz versichert, nichts an der Gasanlage getan zu haben trat das Problem unmittelbar auf nachdem der Wagen aus ihrer Werkstatt kam…